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Fünf Fragen an Nick-Martin Sternitzke

Operette neu gedacht! Im Oper*etten-Talk verschmelzen Oper, Operette und Popkultur zu einem interaktiven, unterhaltsamen Abend voller Überraschungen. Der Oper*etten-Talk-Erfinder Nick-Martin Sternitzke erklärt sein neues Format genauer.

Wie würdest du das Format beschreiben?

Im Oper*etten-Talk geht es nicht nur um Oper oder Operette, sondern auch um alles dazwischen und sogar außerhalb. – Wie viel „Oper*ette“, welche „Oper*etten-Held*innen“ spielen in unserem Alltag eine Rolle? Was sind die Oper*etten-Themen, die uns heute immer noch interessieren – oder auch nicht? Ich rede nicht nur für das Publikum, sondern auch mit dem Publikum. – Wer weiß, ob nicht ein paar Freiwillige an dem Abend noch auf der Bühne landen. 

Was ist dir wichtig für die Umsetzung?

Es soll ein dynamischer Abend werden, der wie ein Couplet, ein Song funktioniert: mit „Strophen“, die Neues bringen, und eher „Refrain“-artigen Elementen. Das heißt, es wird kurze Vortrags-Slots geben, in denen ich Input liefere – so beständig wie ein Refrain – und das Gesagte anhand kleiner Hörbeispiele und vielleicht auch Video-Elemente belege. Diese kleinen Einheiten werden dann immer Grundlage für einen direkten Austausch mit dem Publikum sein. Der Hintergedanke dieser „Kurz-Vorträge“ ist zugegebenermaßen etwas hinterlistig: Wenn sich das Publikum zurücklehnt und – hoffentlich – amüsiert den Ausführungen lauscht, sich dabei in „Sicherheit“ wähnt, schlagen wir zu: Licht an – und nun seid ihr gefragt! Kleine Abstimmungsrunden brechen das Eis, bevor dann die eine oder der andere Freiwillige auf der Bühne Platz nehmen darf, um eine Aufgabe anzugehen, zum Beispiel ein „Rollenspiel“, das Rezitieren eines Textes. Außerdem wird es einen Gast geben, der im einem Gespräch mit mir einem Aspekt des Abends noch eine neue Perspektive abgewinnen wird.

Hast du so etwas wie den Oper*etten-Talk schon einmal anderswo umgesetzt?

Nein, in dieser oder einer ähnlichen Form gab es das noch nicht. Zumindest nicht mit mir!

Was möchtest du deinem Publikum mitzugeben?

Besonders wichtig ist mir das „*“ in unserem Format-Titel. Manchmal sind die Unterschiede zwischen den Genres verschwindend klein. Manchmal, so ist mein Eindruck, limitieren diese Kategorien stark. Dann geht es vielleicht nur noch um die Frage: Ist das eine mehr „wert“ als das andere, das vielleicht „nur“ Unterhaltung ist? Im Oper*etten-Talk sehe ich das Potenzial, dieses Denken aufzusprengen – und ganz vorbehaltlos, vielleicht auch schamlos, die großen Werke des Musiktheaters auf ganz andere Popkultur-Erzeugnisse treffen zu lassen. Natürlich geht es dann auch um die Frage: Was kritisieren andere vielleicht zu Recht oder zu Unrecht an diesem oder jenem Werk? Warum spielen wir das heute? Warum wollen wir das eigentlich sehen? Welche Charaktere aus Stücken begegnen uns tatsächlich im Alltag? Das Publikum soll sich am Ende natürlich nicht so fühlen, als könnte es jetzt die Hausarbeit nach dem abgeschlossenen Proseminar schreiben. Es soll unterhaltsam sein, kurzweilig. Und wenn dann jemand aus dem Saal geht und denkt: „Mensch, ich hätte nicht gedacht, dass Meat Loaf eigentlich so etwas wie der Siegfried des Rock’n’Rolls ist – oder, dass Johann Strauß mit „Wiener Blut“ eigentlich den Mamma Mia-Jukebox-Musical-Prototypen entwickelt hat“ – dann hat der Oper*etten-Talk gut gezündet. 

Wie bist du selber zur Oper gekommen?

Über Umwege ... Meine musikalische Sozialisation hat mit dem Musikantenstadl angefangen – ja, den hat man auch in Deutschland geschaut. Und ich glaube, da bin ich dann über den ein oder anderen (musikalisch sehr fragwürdig arrangierten) Operetten-Act zum Musiktheater und zur Oper gekommen. Eine meine ersten Musiktheater-DVDs war die Fledermaus aus dem Royal Opera House Covent Garden, die 1990 abgefilmt wurde. Richard Bonynge hat dirigiert. Und im zweiten Akt treten plötzlich Joan Sutherland, Luciano Pavarotti und Marilyn Horne auf, die Joan Sutherlands Bühnenabschied feiern. – Und ich hatte damals keine Ahnung, wer das ist! Aber Joan Sutherland, die da im grünen Tüllkleid steht und Koloraturfunken sprühen lässt, hat mich so fasziniert, dass ich dachte: Von diesen Stücken will ich mehr hören. Mein erstes Opern-Live-Erlebnis war dann Carmen, ganz klassisch und fast schon langweilig, in einer etwas faden Open-Air-Inszenierung mit Stehtheater, die aber zumindest schön anzusehen war – mit handgemalten Prospekten von einem Bilderbuch-Spanien.