NEWS
»Im NEST können wir leuchten«
Über die Besonderheiten des jungen Ensembles und die Zusammenarbeit mit Martin Schläpfer sprach Ballett-Dramaturgin Nastasja Fischer mit Mitgliedern der Jugendkompanie.
Was bedeutet es, in der Jugendkompanie zu tanzen und wie gestaltet sich euer Arbeitsalltag?
Sophie Elisabeth Schippani: Wir haben jeden Tag Training und dann entweder Proben für das Wiener Staatsballett oder für eigene Projekte wie Peter und der Wolf. Wir erhalten auch Coachings und bereiten Vortanzen vor. Die Jugendkompanie ist eine Zwischenstufe von Ballettakademie und einer professionellen Compagnie.
Alex Martelli: Ich bekomme hier großartige Möglichkeiten, an mir selbst zu arbeiten und habe auch mehr Verantwortung für meine Arbeit und meinen Körper. Nicht nur im Training, sondern auch, was das Künstlerische angeht. Mir gefällt es, dass wir die Class des Wiener Staatsballetts mitmachen und an den Proben für die Produktionen teilnehmen können. So bekommt man ein Gespür für den Arbeitsalltag.
Nefeli Pantelia: Wir können wachsen und zu Künstler*innen werden. Die Möglichkeit, mit unserem Ballettmeister Callum Hastie zu arbeiten, aber auch mit Choreograph*innen wie Martin Schläpfer, ist großartig. Ich habe bisher noch nicht mit einem Choreographen, der etwas für mich kreiert, gearbeitet. Es ist eine ganze neue und wichtige Erfahrung.
Neben den Matinee-Vorstellungen der Ballettakademie ist es nun das erste Mal, dass ein Stück eigens für die Jugendkompanie kreiert wird und im NEST zur Uraufführung und ins Repertoire kommt. Wie fühlt sich das an?
Sophie Elisabeth Schippani: Es ist etwas ganz Besonderes. Wir bekommen alle die Chance, uns zu präsentieren und zu zeigen, was die Jugendkompanie kann. Mit der Eröffnung des NEST können wir leuchten.
Ihr werdet vor allem für ein jüngeres Publikum tanzen. Macht euch das nervös?
Alex Martelli: Ich denke, ich werde weniger nervös sein, weil Kinder vielleicht nicht so stark urteilen wie Erwachsene. Aber ich freue mich darauf, spielerischer mit meiner Rolle umzugehen und auch mit den anderen zu interagieren.
Nefeli Pantelia: Vielleicht sind Kinder weniger urteilend über unsere technischen Fähigkeiten, aber sie sind sehr ehrlich. Wenn sie von deiner Performance gelangweilt sind, lassen sie es dich spüren. Es wird aufregend sein!
Wie würdet ihr eure Rollen im Stück beschreiben?
Alex Martelli: Ich freue mich sehr, Peter zu tanzen. Ich erkenne mich in ihm wieder. So wie er bin ich immer meinen Weg gegangen. Peter soll Regeln befolgen, die ihm nicht gefallen und er fordert stets andere wie den Großvater heraus. Das kann ich sehr gut nachvollziehen.
Sophie Elisabeth Schippani: Ich tanze den Vogel, den besten Freund von Peter.
Und ich glaube, der Vogel ist ein bisschen in Peter verliebt, auch wenn Peter ein Mensch ist (lacht). Der Vogel ist süß, aber auch sehr intelligent und schneller als alle anderen. Die Choreographie für die Figur ist herausfordernd, aber gemeinsam mit Martin Schläpfer haben wir Schritte entwickelt, die für mich passen.
Nefeli Pantelia: Als ich erfahren habe, dass ich die Ente tanze, haben alle gelacht, nicht aus Böswilligkeit, aber mit einer Ente verbindet man zunächst etwas Tollpatschiges und wenig Elegantes. Ich habe allerdings entdeckt, dass die Ente eine kleine Diva ist. Sie tut, was ihr gefällt, und sie interessiert sich nicht, was andere denken. Sie denkt, sie ist die Beste, auch wenn sie nicht fliegen kann, dafür ist sie eine bessere Schwimmerin.
Martin Schläpfer hat das Ballett auf und mit euch choreographiert. Was bedeutet es, eine Uraufführung von ihm zu tanzen und wie war der Kreationsprozess?
Nefeli Pantelia: Ich war vor dem Kreationsprozess von Peter und der Wolf nervös, aber die Arbeit mit Martin Schläpfer hat sich ganz natürlich angefühlt. Er weiß, was er will, und überträgt dies auf uns und was sich gut für unsere Körper anfühlt. Dabei zeigt er auch nicht immer jede Bewegung, sondern er gibt eine Idee vor und lässt uns selbst entdecken, wie eine Bewegungssequenz realisiert werden kann.
Sophie Elisabeth Schippani: Er hat genau die Emotionen der Figuren erklärt und was er in uns sehen möchte.
Alex Martelli: Martin Schläpfer legt sehr viel Wert auf die Emotionen und es ist großartig, diese in unseren Bewegungen und der Choreographie zu entdecken. Bisher habe ich nur Stücke gelernt und getanzt, die auf andere choreographiert worden sind. Bei Peter und der Wolf gab es niemanden, der es vor uns getanzt hat. Das ist auch eine Verantwortung und spannende Herausforderung. Ich bin sehr dankbar, dass wir das Ballett tanzen dürfen. Es ist unglaublich inspirierend, mit so einem bedeutenden Choreographen wie Martin Schläpfer zu arbeiten. Auch die Zusammenarbeit mit Yuko Kato als Großvater war außergewöhnlich. Mit ihr zu tanzen und etwas zu kreieren ist eine intensive und tolle Erfahrung.
Habt ihr einen Lieblingsmoment im Stück?
Alex Martelli: Meine Variation zum Stückbeginn »Eines schönen Morgens öffnet Peter das Tor und geht hinaus auf die große grüne Wiese«. Wir haben diese Szene viel geprobt und für mich ist dieses Öffnen des Tors auch verbunden mit meinem Eintritt in die professionelle Arbeitswelt. Es ist mein Moment, ich bin hier!
Sophie Elisabeth Schippani: Der erste Pas de deux von Peter und Vogel gefällt mir sehr gut. Und natürlich der Streit zwischen Ente und Vogel über die Frage, wer das bessere Tier sei. Nefeli und ich sind sehr friedliche Menschen und es war interessant, andere Seiten an uns zu entdecken.
Nefeli Pantelia: Wir können an dieser Stelle viel Energie rauslassen. Ich habe leider nicht viele Szenen, weil ich schnell vom Wolf gefressen werde (lacht), aber ich mag meinen ersten Auftritt. Es gibt einen besonderen Gang der Ente, wenn sie die Bühne betritt. Der Kreationsprozess mit Martin Schläpfer hierfür hat viel Spaß gemacht.